Da wir den letzten Newsletter damit begannen, dass die Märkte für 2024 große Erwartungen an die Zentralbanken haben, wollen wir nach dem ersten Halbjahr eine Zwischenbilanz ziehen: Erwartungen nur teilweise erfüllt. Tatsächlich gab es in vielen Ländern Zinssenkungen, in einigen Ländern Lateinamerikas bereits im ersten Quartal (Mexiko, Brasilien). Auch in Europa wurden Zinsen gesenkt (Ungarn, Polen, Schweden, Schweiz) und die EZB sah ebenfalls den Zeitpunkt für gekommen, da die Inflation deutlich rückläufig war (Deutschland Juni 2024 2,2 %). Es war die erste Zinssenkung seit 2019, von 4,5 % auf 4,25 %. Im wichtigsten Markt – den USA – hielt die FED bisher an ihrer Leitzinsspanne von 5,25 % bis 5,5 % fest. Wurden in den USA zu Beginn des Jahres noch drei Zinssenkungen prognostiziert, gehen heute viele Analysten davon aus, dass es höchstens eine geben wird. Und wie reagieren die Märkte darauf? Das deutsche Leitbarometer, der DAX, hat seit dem 1. Januar um 11 % zugelegt, der bedeutsamere S&P 500 um 15 %. Dazu haben sicher auch ein steigendes Verbrauchervertrauen und ein insgesamt steigender Optimismus in die Zukunft beigetragen (laut Umfragen). Auch ohne Leitzinssenkung entwickeln sich die Börsen in den USA sehr gut – die Konjunktur brummt, auch wenn viele Amerikaner wenig davon spüren. Letzteres ist in einem Wahljahr für den amtierenden Präsidenten nicht so gut. Welchen Einfluss haben Wahlen auf die Börsen? Bisher traf das Sprichwort tatsächlich zu, dass politische Börsen meist kurze Beine haben. Trump oder Biden – in den vergangenen acht Jahren spielte das für die Börsen keine große Rolle. Gerade wurde in Frankreich gewählt, manche nennen das, was erwartet wurde und auch eintraf, ein politisches Erdbeben – nicht für die Börsen, zumindest bisher nicht.
Im letzten Newsletter gingen wir auch auf die Überflieger der Saison am Aktienmarkt, wie Rheinmetall (Rüstung) und Nvidia (Technologie), ein. Im Moment ist hier die Fantasie gewichen, Rheinmetall hatte seine Höchstkurse im April, Nvidia ist seit Mitte Juni leicht rückläufig. Ist das das Sommerloch, oder schauen sich Investoren die Unternehmenszahlen und Gewinnerwartungen genauer an und realisieren ihre Kursgewinne? Die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen liegt bei 2,5 %, für 2-Jährige weiterhin bei 2,8 %. Durch die Zinssenkung der EZB sind die Tagesgeld- und Festgeldzinsen bei den Banken ordentlich in Bewegung geraten. Die Guthabenzinsen ziehen Richtung Süden und vereinzelt auch die Kreditzinsen. Im Baufinanzierungsbereich liegen sie weiterhin bei ca. 3,5 % bis 4 % (10-jährige Zinsbindung). Viele Analysen zeigen, dass die Preise für Wohnimmobilien weiter sinken oder stagnieren. Nach den Preissteigerungen der letzten 15 Jahre sind wahre Schnäppchen aber immer noch rar. Viele Investoren, die in offene Immobilienfonds investiert haben, reiben sich zurzeit verwundert die Augen. Die so gleichmäßige Entwicklung, die wir in der Vergangenheit meist beobachten konnten, ist bei vielen Fonds dahin. Aufgrund dessen, dass die im Bestand befindlichen Immobilien ständig durch externe Gutachter neu bewertet werden müssen, ist es hier zu einigen Abwertungen gekommen. So manche Gewerbeimmobilie wie Einkaufszentren, oder Bürotürme, ist doch nicht mehr voll vermietet oder es sind aufwendige Sanierungsmaßnahmen notwendig, z.B. wegen gesetzlicher Auflagen zur energetischen Sanierung. Die entsprechenden Fondsmanager geben aber Entwarnung, sie haben die Situation im Griff – na dann bleibt uns nur, Ihnen einen schönen Sommer zu wünschen.
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