Kaum ein Investor oder Kapitalmarktstratege schafft es derzeit in seiner Analyse nicht auf die zweitgrößte Volkswirtschaft einzugehen. Wie wir bereits in unserer letzten Ausgabe berichteten, vollzieht China derzeit einen Wandel von der Produktions- und Exportnation hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Qualität statt Quantität heißt die Devise der Staatslenker. Im März 2016 machte Herr Wu, Senior Vermögensmanager und Geschäftsführer der Pateo Investments GmbH, gemeinsam mit seinen Söhnen eine ausgedehnte Reise durch China. Er wollte ihnen die Schönheit des Landes und die Veränderungen der letzten Jahrzehnte zeigen. Und er wollte einen aktuellen Eindruck von den Entwicklungen in China gewinnen. Beides ist ihm gelungen. Sie sind wirklich weit gereist und Herr Wu hat mit vielen Menschen gesprochen. Darunter waren einfache Arbeiter und Angestellte, kleine Händler, aber auch Lokalpolitiker und Unternehmer.
Sein Eindruck ist, dass der Wandel in China hart und holprig verläuft. Einige Branchen leiden sehr. Hier sind vor allem Produzenten und Zulieferer aus der Textilbranche zu nennen. Andere wiederum können vom veränderten Konsumverhalten stark profitieren. Anders als im modernen Westen, wütet in China gerade das Fortschreiten des E-Commerce, also der Handel und Kauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet. Er fegt wie ein „Orkan“ über das alte China. Es gibt noch viele Einzelhändler, die versuchen sich gegen diesen Trend zu stemmen – vergeblich.
Auf der anderen Seite erlebt der Tourismus einen neuen Boom. Immer mehr Chinesen hat die Reiselust gepackt. Die Anzahl der Reiseanbieter verursacht einen regelrechten Preissturz innerhalb der Tourismusbranche und macht das Reisen für alle erschwinglich. Profiteure sind neben Reisebüros vor allem Hotels und Restaurants. Auch andere Dienstleistungssektoren können sich nicht beklagen. So berichteten lokale Banker von einer neuerlichen Explosion der Immobilienpreise in Shanghai und Shengzhen, eine Küstenstadt, die an Hong Kong grenzt. Grund hierfür ist vor allem die Suche der Chinesen nach einem Hafen für ihre überschüssige Liquidität. Infolge dieser anhaltenden Verlagerung zum Dienstleistungssektor und der immer besseren Qualifikation der Arbeitnehmer, schossen in China die Löhne drastisch in die Höhe. Nicht jedes Unternehmen kann diese Entwicklung mitgehen.
Dennoch berichtete man Herrn Wu von unzähligen Aushängen mit Personalausschreibungen, weil die Firmen chronisch unterbesetzt zu sein scheinen. Auch davon konnte er sich mit eigenen Augen überzeugen. Lohnsteigerungen sind an sich wirtschaftsfördernde Aspekte, wie auch der Fakt, dass Arbeitskräfte gesucht werden. Daher kann von einer drastischen Abschwächung der Gesamtwirtschaftsleitung nicht gesprochen werden. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass der Wandel zumindest sektorenabhängig zu Verwerfungen führen könnte. Das Fazit von Herrn Wu:“ China ist im Wandel und bleibt ein interessantes Investment.“ Wie wir erfahren haben, waren auch seine Söhne begeistert von der Reise.