Der Dax ist der wichtigste Aktienindex Deutschlands. Die 30 Werte verkörpern ca. 75% der Marktkapitalisierung der liquidesten börsennotierten Unternehmen. Die nächstgrößeren 60 Unternehmen bildeten bisher den M-Dax. Ab September 2021 soll der M-Dax auf 50 Unternehmen schrumpfen, der Dax wird dann auf 40 Unternehmen aufgestockt. Und warum? Nach über 30 Jahren hat die Deutsche Börse entschieden, der Dax soll widerstandsfähiger und repräsentativer werden. In der Vergangenheit gab es oft Diskussionen darüber, ob der DAX wirklich noch die deutsche Wirtschaft repräsentiert. Aktien aus der Automobilbranche und der Finanzbranche waren in der Übermacht, dagegen zu wenig Technologietitel – es gab und gibt immer wieder Diskussionen dazu.
Die Insolvenz von Wirecard hat scheinbar den letzten Anstoß dazu gegeben den Dax zu reformieren. Künftig sollen in den Dax nur noch Unternehmen aufgenommen werden, die profitabel sind und strenge Corporate-Governance-Regeln einhalten. Ob die erste Regel der Weisheit letzter Schluss ist, darf bezweifelt werden. Junge wachstumsstarke Unternehmen mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen werden es schwer haben in den Dax aufgenommen zu werden. Auch die meisten großen Tech-Konzerne haben lange mit hohen Defiziten gearbeitet, bevor sie die Welt eroberten. Die zweite Regel, die unter anderem die fristgemäße Vorlage von Konzernabschlüssen beinhaltet, auch eine Lehre aus dem Wirecard-Skandal, sollte eher selbstverständlich sein. Die Aufstockung des Dax auf 40 Titel soll den Index auch krisenfester machen.
Vergleichen wir den Dax mit den Indizes anderer europäischer Industrieländer wird deutlich, dass wir in Bezug auf die Wertentwicklung oder Kursschwankungen nicht schlechter gestellt sind. Auch bei der Gewichtung einzelner Branchen gibt es keine so großen Unterschiede. Basiert die Aufstockung des Dax also nur auf Aktionismus nach der ersten Pleite eines Dax-Konzernes? Die Meinungen gehen weit auseinander. Das größere Problem ist sicher, dass Deutschland in Bezug auf Aktien weiter ein Entwicklungsland ist. Daran wird auch ein Dax mit 40 Unternehmen nichts ändern. Wenn sich die Bundesregierung zum Beispiel für eine steuerliche Begünstigung von Investitionen in die Wirtschaft als festen Bestandteil der Altersvorsorge, entscheiden würde, das wäre ein sehr gutes Signal, um Aktieninvestitionen attraktiver zu machen. Eine gewagte These? Auf Grund der Null-Zins-Politik mussten sich bereits viele institutionelle Investoren, wie Versicherungen und Pensionskassen, bei ihren Investitionen umstellen. Es ist zu erwarten, dass diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiter geht. Das ist gut so, denn wo wird das Geld verdient – in der Wirtschaft! Ob der Dax dann 30, 40 oder 50 Werte beinhaltet, dass ist sicher nicht entscheidend.