Große Erwartungen an die Zentralbanken, so könnte man das Jahr 2024 wohl aus Sicht vieler Börsianer beschreiben. Die Inflation ist auf dem Rückzug und damit sollen dann bald auch die Zinsen fallen. Und das wiederum bedeutet automatisch gewaltige Kursgewinne bei Aktien und Anleihen – oder doch nicht?!? Ganz so einfach ist es nicht.
Die Basisdaten der Unternehmen spielen, zumindest auf Dauer, für die Kursentwicklung die entscheidende Rolle. Machen die Unternehmen deutlich mehr Umsatz, gibt es innovative Produkte, steigen die Unternehmensgewinne? Diese und andere fundamentale Fragen entscheiden langfristig über die Kurse an den Aktienmärkten.
Der Start in das Jahr 2024 war an den Märkten sehr vielversprechend. In Folge der sinkenden Inflation stiegen die Aktienkurse weltweit. Seit dem 01. Januar 2024 hat der heimische Dax bereits 7,1 % zugelegt, der viel bedeutsamere S&P500 bereits 9,1 % und selbst der Shanghai Composite konnte 2,7 % zulegen. China steht 2024 im Tierkreiszeichen des Drachens – Glück, Stärke und Gesundheit. Dem chinesischen Aktienmarkt fehlen diese Merkmale leider schon seit einigen Jahren. Auch der gerade abgeschlossene Volkskongress konnte in der Beziehung keine Euphorie verbreiten. Der Immobilienmarkt, die hohe Jugendarbeitslosigkeit sowie die Konsumzurückhaltung belasten die Wirtschaft weiter. Anderswo in der Welt gibt es schon deutlich positivere Signale. In den USA waren die Jahre, in denen Präsidentenwahlen stattfanden, in der Mehrzahl immer gute Aktienjahre. Die positive Entwicklung der Indizes wurde im vergangenen Jahr vor allem von einigen Technologie-Werten getragen, zu Beginn dieses Jahres ist eine deutlich größere Vielfalt an Gewinnern zu sehen.
Und seit dem 01. Januar.2024 gibt es auch bei den Technologie-Überfliegern große Differenzen: Apple -12 %, Nvidia +90 %. Übrigens, Nvidia hat 2023 um ca. 330 % zugelegt. Die Firma ist führend bei der Herstellung bestimmter Chips, die im Bereich der Entwicklung der künstlichen Intelligenz fast unverzichtbar sind. Auch Aktien aus der Rüstungsbranche laufen seit Jahresbeginn insgesamt gut, aber: Rheinmetall +46 %, Lockheed Martin -6 %. Die Branche allein macht es also nicht, der richtigen Auswahl der Titel kommt weiter eine entscheidende Rolle zu. Insgesamt ist die große Mehrzahl der Analysten für das Aktienjahr 2024 weiter positiv gestimmt.
Wie sieht der Markt in anderen Bereichen aus? Der Trend fallender Festgeldzinsen bei den Banken hält an – eine Folge der erwarteten Zinssenkungen. Die Rendite einer 10-jährigen Bundesanleihe liegt nur noch bei 2,3 %, bei zwei Jahren 2,8 %. Über fallende Zinsen freuen sich „Häuslebauer“ und Immobilienentwickler – bei 10 Jahren Zinsbindung liegen die Zinsen wieder deutlich unter 4 %. Die Preise für Immobilien sollen, nach der Meinung vieler Marktbeobachter, insgesamt eher seitwärts verlaufen, stabil in den Metropolen, eher fallend in ländlichen Gebieten. Als wesentlicher Faktor für den Preis, erlangt der energetische Zustand der Immobilie eine immer größere Bedeutung. Einen regelrechten Hype sehen wir bei der Entwicklung des Goldpreises, seit dem 01. Januar ein Zuwachs von 5,5 %, nachdem er bereits 2023 um 12 % zugelegt hat (auf USDBasis). Am Markt wird diese Entwicklung vor allem als Absicherung in unruhigen Zeiten gesehen, die jetzt aber schon sehr teuer geworden ist. Und Unsicherheit gibt es weiter. Die politischen Risiken können wir vielleicht mit „Im Osten nichts Neues“ beschreiben. Der Krieg in der Ukraine tobt unerbittlich, für den Konflikt im Nahen Osten gibt es keine Lösung, die Spannungen zwischen China und Taiwan bestehen weiter und das Verhältnis zwischen den USA und China konnte sich auch nicht verbessern. Der Glaube daran, dass ein friedliches Zusammenleben wesentlich besser für die Menschen und ihre Entwicklung wäre, hat sich bisher nicht durchgesetzt.
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