Gab es jemals ein einfaches Börsenjahr? Das Jahr 2023 gehört jedenfalls nicht dazu. Es startete mit viel Euphorie – China änderte seine Covid-Politik, es gab die Hoffnung, dass die Leitzinsen bereits in diesem Jahr gesenkt werden, da die Inflation zurückgehen und sich im besten Fall auch politische Unsicherheiten beruhigen würden. Anfang Dezember können wir nun resümieren, dass die Kursentwicklung an den meisten Börsen sehr positiv war, nach den Kursverlusten im Jahr 2021 war das allerdings auch zu erwarten. An den Aktienmärkten weisen S&P500 und Dax einen Zuwachs von jeweils 16-17% auf. An den Märkten werden dafür in erster Linie die gefallenen Inflationsraten verantwortlich gemacht und die Erwartung, dass keine weiteren Zinserhöhungen mehr erfolgen. Die Inflation sank in den USA im Oktober auf 3,2%, im Juli war sie allerdings schon 3%. In Deutschland betrug sie im November ebenfalls 3,2%, hat sich aber ziemlich gradlinig nach unten entwickelt. Viele Analysten erwarten nun im Laufe des Jahres 2024 Zinssenkungen, die die Aktienkurse weiter nach Norden treiben sollen. Zur Erinnerung: Die USNotenbank Fed hat die Zinsen 11x in Folge angehoben, auf aktuell 5-5,25%, die EZB 10x in Folge auf nun 4,5%. Die aktuellen Kursgewinne im November sollen nach Meinung vieler Marktteilnehmer bereits auf diese Erwartung zurückzuführen sein. Den Zinssenkungen könnte entgegenstehen, dass gleichzeitig eine Inflation oberhalb der angestrebten 2% prognostiziert wird. Nur von wenigen Marktteilnehmern wird in dem Zusammenhang noch eine deutliche Rezession erwartet, die sich dann darauf gründet, dass der Effekt der Zinserhöhung mit deutlicher Zeitverzögerung in der Realwirtschaft ankommt.
Nachdem die Anleihen im Jahr 2022 erhebliche Kursverluste zu verzeichnen hatten, konnten wir in diesem Jahr sehr interessante Entwicklungen beobachten. Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe betrug Anfang des Jahres 2,2%, stieg bis auf 3% und liegt nun bei 2,3%. Hier sind nach Meinung vieler am Markt bereits erste Zinssenkungen eingepreist. In den USA sieht es ähnlich aus: Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen (Treasuries) lag schon bei 5%, jetzt noch 4,2%. Einige Banken haben ihre Konditionen für Festgelder bereits nach unten korrigiert – der Markt erwartet für 2024 sinkende Zinsen. Setzt sich der Trend fort, sollte das für die Anleihen, neben dem Zinskupon, auch Kursgewinne bedeuten, besonders bei langer Laufzeit.
Die gestiegenen Zinsen haben sich natürlich auch auf den Immobilienmarkt ausgewirkt. Das Bauen ist sehr teuer geworden. Der Markt für Einfamilienhäuser ist stark eingebrochen und viele Projektentwickler haben Problem Finanzierungen zu akzeptablen Konditionen zu bekommen. Unter den teureren Refinanzierungen leiden nicht nur private „Häuslebauer“ sondern auch große Immobilienkonzerne. Gute Nachrichten für alle, die Immobilien kaufen möchten: Die Preise sind um ca. 6,5% gesunken (lokal sehr unterschiedlich). Nach den Preissteigerungen der letzten Jahre kann man wohl trotzdem nicht von Schnäppchen sprechen. Für die Mehrzahl der großen Analystenhäuser ist klar, dass das Jahr 2024 im Anleihe- und Aktienbereich ein gutes Jahr wird. In der Vergangenheit konnten wir allerdings auch beobachten, wie schnell sich Prognosen ändern. Viele sehen Risiken im Moment weniger im wirtschaftlichen Bereich, sondern eher bei politischen Entwicklungen. Der Krieg in der Ukraine, der Krieg in Palästina, die Spannungen zwischen den USA und China, sie alle bergen Risiken für die Börsen, vor allem jedoch für die Menschen. Der Wunsch nach Frieden auf Erden – erfüllt er sich, ist das gut für die Menschen und für die Märkte. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine schöne Adventszeit und ein frohes, friedliches Weihnachtsfest.
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