Im Großen und Ganzen entwickelten sich die Märkte in den letzten Monaten so, wie von einem Großteil der Analysten vorhergesagt. Das ist nicht üblich und uns daher eine Bemerkung wert. Der Aktienmarkt spiegelt die aktuelle positive Entwicklung in der Wirtschaft wider sowie die Erwartung, dass die Entwicklung weiter positiv bleiben wird. Die auf Grund der Corona-Pandemie erlassenen Maßnahmen, die unser Leben eingeschränkt und die Wirtschaft behindert haben, werden Stück für Stück zurückgefahren. Nun können sich auch Branchen wie das Dienstleistungsgewerbe, der Tourismus und der stationäre Handel, die besonders gelitten haben, endlich erholen. An den Aktienmärkten herrscht keine grenzenlose Euphorie, aber Zuversicht. Der breit aufgestellte S&P 500 und auch unser heimischer DAX weisen seit dem 04.01.2021 ein Plus von ca. 15% aus. Wer nach der alten Börsenweisheit „sell in May and go away“ handelte, lag daneben, kein Rückschlag, der DAX legte im Mai 2% zu. So viel zu den Börsenweisheiten. Bei der Betrachtung der relativ gleichmäßigen Aufwärtsbewegung der Indizes in Europa und den USA seit Beginn des Jahres fällt auf, dass seit Mitte Februar die Kurse der asiatischen Aktienmärkte Schwäche zeigten. Erklärungsversuche gab es einige: gestiegene Rohstoffpreise, Mangel an Mikrochips oder auch nur, dass in Europa aktuell größeres Nachholpotential gesehen wird. China macht den USA weiter ihre Führungsrolle in der Welt streitig und die USA suchen nun den engeren Schulterschluss mit Europa. Für die Exportnation Deutschland eine schwierige Gratwanderung, das hat das G7-Treffen gerade wieder gezeigt. Es bleibt allerdings dabei, dass der Wirtschaftsraum Asien einhellig sehr positiv betrachtet wird, hier sollte das Wirtschaftswachstum auch in den nächsten Jahren am höchsten sein. Und das passt in dem Zusammenhang: Das US-Magazin „Forbes“ hat ermittelt, dass die Stadt mit den meisten Milliardären nicht mehr New York ist, sondern Peking. Armes New York.
Die Entwicklung der Zinsen und der Inflation stehen zurzeit im Mittelpunkt der Betrachtungen der Marktteilnehmer. Dazu einige Zahlen: die Inflationsrate betrug in Deutschland 2018 1,8%, 2019 1,4%, 2020 0,5%, in den Jahren 2021 und 2022 beträgt sie schätzungsweise 2,4% bzw. 1,7%. Die Zinsen sind auch aufgrund der Inflationsentwicklung gestiegen, daher liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe nicht mehr bei -0,43% (Juni 2020), sondern jetzt bei -0,23%, also weiter im negativen Bereich.
Am Markt gehen die Wenigsten davon aus, dass wir eine dauerhaft hohe Inflation und deutlich steigenden Zinsen haben werden. Die Zentralbanken haben ihren Kurs der lockeren Geldpolitik bekräftigt. Die Entwicklung der Inflation wollen sie beobachten, aber es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie bei der gegenwärtigen Entwicklung die Zinsen erhöhen werden. Ziel bei der Inflation bleibt die Marke von 2%, allerdings wird sie inzwischen als Durchschnittswert über einen längeren Zeitraum gesehen. Die Notenbanken haben heute eine sehr viel umfangreichere Aufgabe, als nur für die Stabilität der Preise zu sorgen. Die Aktienmärkte haben sich bzgl. der gestiegenen Inflation nur einmal kurz „geschüttelt“, dann siegte die Erkenntnis, dass man sich auf die Notenbanken verlassen kann.
Nachdem der USD im ersten Quartal deutlich fester notierte, ist er im zweiten Quartal wieder sehr schwach. Das ist nicht gut für die Exporte, aber bei der Wiederbelebung des Tourismus in Richtung Florida und Hawaii ist es ganz hilfreich. Extreme Kurskapriolen waren in den letzten Wochen bei den stark „gehypten“ Kryptowährungen zu sehen. Vielfach auf Grund der Äußerungen von Elon Musk (Tesla). Das sollte jedem zeigen, dass es sich um Spekulationsobjekte handelt. Seit dem 01.01.2021 hat sich der Kurs der beliebtesten Kryptowährung, dem Bitcoin, zunächst mehr als verdoppelt, um anschließend wieder fast auf das Niveau vom Jahresbeginn zu fallen.
Ein ernsthafteres Thema bleibt die Investition unter Berücksichtigung der ESG-Kriterien, also Kriterien zu den Themen Ethik und Nachhaltigkeit. Durch die Vereinten Nationen (UNO) wurden die nächsten zehn Jahre zur Dekade für die Wiederherstellung der Ökosysteme erklärt. Es geht dabei in erster Linie um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Unternehmen, die auf der Grundlage dieser Kriterien arbeiten bzw. mit der Umsetzung dieser Faktoren ihr Geld verdienen, sollten in den nächsten Jahren zu den Gewinnern an den Aktienbörsen gehören.
Wie sind die Perspektiven? Der Himmel am Aktienmarkt ist nach Meinung der meisten Analysten für den zweiten Teil des Jahres strahlend blau – ist Ihr Depot dem gewachsen? Fragen Sie Ihren Berater/in!